Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Mascha Salgado de Matos M.A., Beo Tomek, Amelie Buchinger M.A. , Lorenz Mayr M.A.

Lehraufträge: Dr. Isabel Mehl, Dr. Jonathan Stafford, Lorenzo Gineprini M.A., Dipl. Phys. David Weber

 

Juniorprofessur für Medien- und Technikphilosophie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

 

 

 

Die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen erfolgt über das Studierendenportal.

 

Kurzübersicht (Seminarbeschreibungen siehe unten)

 

Einführung in die Technoästhetik

(Freie Kunst FK-T2 sowie Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Vorlesung

Donnerstag 11:00–13:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 18.4.

Raum: E.01.23

 

Ästhetiken und Politiken des Surrealismus

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag 10:00–14:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 26.4.

Weitere Termine: 26.4., 3.5., 10.5., 17.5., 14.6., 21.6., 28.6., 12.7.

Raum: E.01.23

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle/Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch 15:00–17:00 Uhr

Termine: 24.4., 15.5., 12.6., 26.06., 17.07.

Raum: E.O1.23, E.ZG.04 (12.06.), E.EG.28 (26.06.), E.O2.29 (17.07.)

Nur nach Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Nur auf Einladung. Termine werden per E-Mail bekannt gegeben.

 

Antisemitismus in der Diskussion 

Discussing Antisemitism 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 16:00–18:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Wut 

Anger – Rage – Resentment 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 12:00–14:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

 

„Ich seh' in Dir, was Du nicht bist“. Anthropomorphe Projektion in den Bildkünsten. colophon #7

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Daniela Stöppel (LMU); Mascha Salgado de Matos, M.A.

Seminar

Dienstag 10:00–13:00 Uhr c.t., 14-tägig, Beginn: 23.4.

Blocktermine: 27.05., 28.05. 29.05. jeweils 10.00–15.00 Uhr, 30.05., 31.05. optionale Schreib-/To-DO-Werkstatt, Lothringerstraße/Laden

Raum: E.O2.29 (23.04., 07.05.), E.EG.28 (25.06., 09.07.), E.ZG.04 (11.06.)

 

(De)Carbonization and its Aesthetic Discontents. CO2, Kunst und Digitale Medien in einer Zeit der globalen Erderwärmung

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Amelie Buchinger, M. A.

Seminar

Dienstag 10:00–14:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: E.O2.29

 

Siegfried Kracauer – Kritik und Rettung der äußeren Wirklichkeit

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenz Mayr, M. A.

Seminar

Dienstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: Sitzungssaal A.EG.01. Ausnahmen: 11.6. in E.ZG.04, 25.6. in E.02.29

 

Kunst, Revolution und Münchner Räterepubliken 1918/19

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

Beo Tomek

Seminar

Donnerstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 25.4.

Raum: E.O2.29

 

Ästhetiken des Mülls

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenzo Gineprini, M.A.

Blockseminar

Termine:

3.5. 14:00–16:00 Uhr (Einführung per Zoom)

4.7. 10:00–18:00 Uhr

5.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.ZG.04 (04.07.), E.EG.28 (05.07.)

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Close Readings. Briefe in der Kunst.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Isabel Mehl

Blockseminar

Termine:

24.5. 10:00–11:00 Uhr (Einführung per Zoom)

3.6. 10:00–18:00 Uhr

4.6. 10:00–18:00 Uhr

5.6. 10:00–18:00 Uhr

Raum: A.EG.01

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The contemporary now: the artwork in volatile times

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Jonathan Stafford

Blockseminar (englisch)

Termine:

25.4. 14.00–15.00 Uhr (Einführung via Zoom)

16.5. 10.00–18.00 Uhr

17.5. 10.00–20.00 Uhr

18.5. 10.00–18.00 Uhr

Raum: A.EG.01 (16.05., 18.05.), E.EG.28 (17.05.)

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Produzieren und Produzierenlassen. Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

17.6. 10:00–18:00 Uhr

24.6. 10:00–18:00 Uhr

1.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.EG.28

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Seminarbeschreibungen

 

Einführung in die Technoästhetik

(Freie Kunst FK-T2 sowie Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Vorlesung

Donnerstag 11:00–13:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 18.4.

Raum: E.01.23

 

Unter dem Begriff der Techno- oder Technikästhetik sollen künstlerische Praktiken untersucht werden, die in der Hervorbringung ihrer Formen auf technische Verfahrensweisen zurückgreifen und zwar im expliziten Unterschied zu künstlerischen Paradigmen des Ausdrucks oder der Schöpfung: Die Verschaltung künstlerischer und technischer Prozesse in der technischen Reproduzierbarkeit, die Walter Benjamin bereits der Fotografie zugeschrieben hat, verändert das Kunstverständnis grundlegend und öffnet es für eine techno-ästhetische Perspektive. Mit Benjamin kann Technoästhetik so als eine Verfahrensweise verstanden werden, die alles Reproduzieren betrifft, insofern es ihr um eine Wiederholung eines bereits Dagewesenen – sei es Natur oder Kunst – geht, die ohne die Anrufung subjektiver Künstlerschaft, gar Vorstellungen von Genieästhetik operiert. Im Durchgang durch verschiedene klassische (Benjamin, Bense, Simondon, Leroi-Gourhan, u.a.) und zeitgenössische Positionen (Chude-Sokei, Steyerl, Bajohr, u.a.) soll nachvollzogen werden, inwiefern Technoästhetik ihr Pendant in einer Technikphilosophie der Mitte des 20. Jahrhunderts findet, die das Entstehen technischer Objekte ebenfalls als Resultate einer Assemblage und Aneignung bereits bestehender Gegenstände liest. Die Produktion von künstlerischen und technischen Formen ist demnach ein Prozess des Wiederaufgreifens und Verbindens von schon Bestehendem, das Gegenteil einer klassischen creatio ex nihilo. Diese Einsicht soll zuletzt anhand der gegenwärtigem Diskussionen um das ästhetische und politische Potential – und die Gefahren – K.I.-gesteuerter Kunstproduktion geschärft werden.

 

 

Ästhetiken und Politiken des Surrealismus

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag 10:00–14:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 26.4.

Weitere Termine: 26.4., 3.5., 10.5., 17.5., 14.6., 21.6., 28.6., 12.7.

Raum: E.01.23

 

Das Seminar „Ästhetiken und Politiken des Surrealismus“ möchte das 100jährige Jubiläum von André Bretons Surrealistischem Manifest, das dieses Jahr weltweit mit einer Flut von Surrealismus-Ausstellungen gefeiert wird, zum Anlass nehmen, um einen anderen, weniger eurozentrischen Blick auf Fragen surrealistischer Kunst und Politik zu werfen. Hierzu sollen dezentrierte Figuren „des“ Surrealismus, wie etwa die Künstlerinnen des europäischen Surrealismus, genauso in den Blick genommen werden wie lateinamerikanische surrealistische Positionen, ein tropikalischer Surrealismus und gegenwärtige Diskussionen um den Afrosurrealismus. Im Zentrum steht die historische Verbindung von surrealistischer Ästhetik und Politik in den 1930er Jahren, die Vorstellung einer surrealistischen Politik als „Unterbrechung“ (Menke) sowie deren Aktualisierungen in den gegenwärtigen Debatten in Bildender Kunst, Literatur, Film, K.I.-Forschung.

 

Teil des Seminars ist ein Workshop mit den Kurator*innen Stephanie Weber und Adrian Djukic, die im Herbst 2024 die Ausstellung ABER HIER LEBEN? NEIN DANKE. Surrealismus + Antifaschismus am Lenbachhaus ausrichten.

 

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle/Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch 15:00–17:00 Uhr

Termine: 24.4., 15.5., 12.6., 26.06., 17.07.

Raum: E.O1.23, E.ZG.04 (12.06.), E.EG.28 (26.06.), E.O2.29 (17.07.)

Nur nach Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. 

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium weiterhin ein experimenteller Ort der klassenübergreifenden Präsentation und Diskussion künstlerischer Arbeiten sein kann.

 

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Nur auf Einladung.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben.

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.


 

Antisemitismus in der Diskussion 

Discussing Antisemitism 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 16:00–18:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Antisemitismusvorwürfe werden ebenso schnell geäußert wie abgewehrt. Doch was heißt eigentlich genau Antisemitismus? Diese Frage wird dabei häufig nicht gestellt oder allzu schnell beantwortet. Dazu trägt einerseits bei, dass diese Diskussionen schnell polarisieren und sich mit anderen Konflikten vermischen (etwa mit einer – häufig pauschalen Kritik – von postkolonialen Ansätzen), andererseits aber auch, dass die kritische Analyse von Antisemitismus in Theorien und Ansätzen zu Diskriminierung, Ausschluss oder Beherrschung häufig keinen Platz findet: Kann Antisemitismus als eine Form von Rassismus angesehen werden – oder worauf versperrt solch ein subsumierender Ansatz den Blick? Welche gesellschaftstheoretischen und diskriminierungskritischen Kategorien können dazu beitragen, die genuine Eigenlogik von Antisemitismus wirklich zu begreifen? Im Seminar werden wir uns diesen Fragen und Diskussionen stellen, um ein Verständnis dessen zu entwickeln, was Antisemitismus ist und wie er gesellschaftstheoretisch zu begreifen bzw. zu erklären ist; um zu untersuchen, wo genau die Konfliktlinien im Verhältnis zu post- und dekolonialen Ansätzen liegen (und wo nicht) und wie zwischen Antisemitismus- und Rassismuskritik produktive Verbindungslinien herzustellen wären (und welche Fallstricke dazu vermieden werden müssen). Das Ziel des Seminars wird darin liegen, mit den Mitteln der Theorie und mithilfe eines philosophischen Diskussionsraums Instrumente und Ressourcen zu erarbeiten, um in gegenwärtigen Diskussionen um Antisemitismus differenzierte und produktive Positionen zu finden und vertreten zu können. 

  

 

Wut 

Anger – Rage – Resentment 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 12:00–14:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Auch wenn wir wohl alle das Gefühl der Wut kennen, gibt es divergierende Ansätze darüber, wie es zu verstehen ist und was die Bedeutung eines solchen Gefühls ist. Ist Wut immer eine destruktive Emotion; eine blinde, unreflektierte Reaktion auf eine Kränkung? Oder kann Wut auch als affektive Kraft angesehen werden, die es uns überhaupt erst ermöglicht, ungerechte Verhältnisse zu erkennen und gegen sie aufzubegehren? Wie ist das Verhältnis zwischen individuellen und politischen Formen der Wut zu bestimmen? Wie verhält sich Wut zu anderen negativen Emotionen wie Empörung oder Ressentiment? Im Seminar werden wir diese Fragen diskutieren, indem wir historische wie gegenwärtige philosophische, politische und literarische Texte lesen und auch künstlerische Auseinandersetzungen mit Wut in den Blick nehmen. Unter anderem werden wir Senecas Abhandlung über die Wut aus der antiken stoischen Philosophie anreißen und uns mit Friedrich Nietzsches Begriff des Ressentiments sowie mit dessen Aktualisierung durch Cynthia Fleury auseinandersetzen, um auf dieser Grundlage Ansätze – insbesondere aus der feministischen Theorie – in den Blick zu nehmen, die die produktive und solidaritätsbildende Kraft der Wut hervorheben, so etwa Audre Lorde, María Lugones und Laura Quintana. Ebenso werden wir Ausschnitte aus dem aktuellen Roman von Mareike Fallwickl Die Wut, die bleibt lesen und popkulturelle Darstellungen von „female rage“ – zwischen Klischee von Hysterie und dem Bruch mit Weiblichkeitsbildern – diskutieren. 

 

 

„Ich seh' in Dir, was Du nicht bist“. Anthropomorphe Projektion in den Bildkünsten. colophon #7

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Daniela Stöppel (LMU); Mascha Salgado de Matos, M.A.

Seminar

Dienstag 10:00–13:00 Uhr c.t., 14-tägig, Beginn: 23.4.

Blocktermine: 27.05., 28.05. 29.05. jeweils 10.00–15.00 Uhr, 30.05., 31.05. optionale Schreib-/To-DO-Werkstatt, Lothringerstraße/Laden

Raum: E.O2.29 (23.04., 07.05.), E.EG.28 (25.06., 09.07.), E.ZG.04 (11.06.)

 

In diesem Seminar, und der 7. Ausgabe des Zeitschriftenprojekts “colophon”, gehen wir dem Konzept des Anthropomorphismus nach, sowie diversen kulturellen und künstlerischen Medien und Praxen, die diesen bedingen und ausmachen. Menschenähnlich gestaltete Objekte finden sich bereits in prähistorischen Kulturen: Krüge mit weiblichen Brüsten, Kannen mit Gesichtern, Schalen mit Andeutungen von Beinen und Armen. Solche Anthropomorphismen setzen sich fort in den Gliederungen antiker Säulenordnungen (Kapitell=Kopf), in Figurenalphabeten (Kapitälchen) oder ganzen Stadtanlagen, die als menschlicher Organismus (mit unterschiedlichen Funktionen) gedacht werden. Und auch Maschinen (mit Armen und Gelenken) werden in Analogie zum menschlichen Vorbild konstruiert, bezeichnet und bedient.

Die Vermenschlichung des Nichtmenschlichen beschränkt sich dabei nicht auf unbelebte Gegenstände, sondern schließt auch die belebte Umwelt mit ein: Tiere werden menschliche Züge und Eigenschaften verliehen, und auch Pflanzen werden anthropomorphisiert, wenn man ihnen beispielsweise eine dem Menschen ähnliche Geschlechtlichkeit unterstellt. Auch wenn wir einer K.I. potentiell ein Bewusstsein zuschreiben, vermenschlichen wir einen abstrakten Rechenprozess.

Mit den theoretischen und künstlerischen Beiträgen befragen wir, was anthropomorphe Projektion zu leisten im Stande ist, was sie über den Menschen selbst aussagt – zumal dessen „Konzept“ zunehmend unter Druck gerät, indem man ihn beispielsweise als „tierlich“, als „human animal“ oder als von Technologien durchsetzt (Cyborg) begreift. Zum anderen untersuchen wir, wie „potential images“ (Gamboni), also Bilder, in die etwas hineinprojiziert werden kann, sowie metaphorische Übertragungsleistungen überhaupt funktionieren. Die verschiedentlich determinierte, teilnehmende Beobachtung der Welt (die der Projektion vorausgeht) verweist somit nicht auf das Menschsein an sich, sondern vielmehr auf seinen, zu erforschenden Standpunkt.

 

English

„I See in you, what You don’t see”. Anthropomorphic Projection in the Visual Arts. Colophon#7

 

In this seminar, and the 7th issue of the journal project "colophon", we explore the concept of anthropomorphism and the various cultural and artistic media and practices that determine and constitute it. Human-like objects can already be found in prehistoric cultures: jugs with female breasts, jugs with faces, bowls with hints of legs and arms. Such anthropomorphisms are continued in the structures of ancient column orders (capital = head), in figure alphabets (small capitals) or entire urban complexes, which are conceived as a human organism (with different functions). And even machines (with arms and joints) are constructed, labelled, and operated in analogy to the human model.

The humanisation of the non-human is not limited to inanimate objects, but also includes the animate environment: Animals are given human traits and characteristics, and plants are also anthropomorphised, for example when they are assumed to have a sexuality similar to that of humans. Even if we potentially attribute consciousness to an A.I., we are humanising an abstract computational process.

With the theoretical and artistic contributions, we question what anthropomorphic projection is capable of achieving, what it says about being human  - especially as its "concept" is increasingly coming under pressure, for example by being understood as "animal-like", as a "human animal" or as permeated by technology (cyborg). On the other hand, we examine how "potential images" (Gamboni), i.e. images into which something can be projected, and metaphorical transfer performances function at all. The variously determined, participatory observation of the world (which precedes the projection) thus does not refer to the human being as such, but rather to its point of view, which is to be explored.

 

 

(De)Carbonization and its Aesthetic Discontents. CO2, Kunst und Digitale Medien in einer Zeit der globalen Erderwärmung

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Amelie Buchinger, M. A.

Seminar

Dienstag 10:00–14:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: E.O2.29

 

In Zeiten weiterhin steigender atmosphärischer CO2-Konzentrationen und einer sich verschärfenden Klimakrise erreichen Visionen und Diskurse der Dekarbonisierung zunehmend auch den Kunst- und Kulturbereich und prägen Diskussionen um Digitalisierung. Die Kalkulation und Bilanzierung der Klimawirkung von so ziemlich allem in Form von CO2-Fußabdrücken ist hierbei eine weitverbreitete Praxis und dominiert das Versprechen für eine klimaneutrale Transformation unserer Gesellschaft bereits seit über zwanzig Jahren: als diskursive Matrix artikuliert (De-)Karbonisierung die Problematik des Klimawandels durch eine Reduktion auf CO2 als Treibhausgas und verspricht seine Kontrolle. Als Index globaler Erderwärmung wird CO2 nicht nur physikalisch relevant, sondern auch kulturell und stellt Herausforderungen an seine medial-ästhetische Vermittlung: als unsichtbares und geruchsneutrales Gas ist CO2 mit menschlichen Sinnen nicht erfahrbar und sein politisch-epistemologischer Status als einer „matter of concern“ wird sowohl durch die Messreihen und Datenanalysen der Klimaforschung als auch seiner gesellschaftlich-medialen Vermittlung bestimmt und ist somit eingebettet in vielfältige, situierte Wissens/Praktiken. Das Seminar gibt einen schlaglichtartigen Überblick über zentrale Diskussionen und Problemfelder gegenwärtiger Dekarbonisierungsdiskurse, von Fragen der medial-bedingten Vermittlung von CO2 als „matter of concern“ über die kohlenstoffvitalistischen Narrative der Klimawandelleugnung bis zu Debatten um die neoliberale Fetischisierung von CO2 im Kontext marktbasierter Klimapolitik und ihrem Fokus auf individualisierter Klimaverantwortlichkeit. Neben einem Schwerpunkt auf der zunehmenden Verschränkung von Digitalisierungs- und Dekarbonisierungsnarrativen werden wir vor allem auch künstlerische Arbeiten diskutieren, die  sich mit Fragen der ästhetischen Darstellbarkeit von CO2 ebenso beschäftigen wie mit den Möglichkeiten künstlerischer Intervention in die Medienökologien von Emissionsmärkten oder den CO2-Fußabdruck digitaler Medienkultur zum Anlass nehmen um mit alternativen Medienpraktiken, -politiken und ästhetiken eines post-fossilen Internets zu experimentieren. 

 

 

Siegfried Kracauer – Kritik und Rettung der äußeren Wirklichkeit

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenz Mayr, M. A.

Seminar

Dienstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: Sitzungssaal A.EG.01. Ausnahmen: 11.6. in E.ZG.04, 25.6. in E.02.29

 

Siegfried Kracauers Zeitgenoss*innen sind „Wartende“: sie fristen in Hotelhallen, Stehlokalen oder Obdachlosenasylen. Ihre „sinnentleerte Realität“ lasse sich der Reklame, den illustrierten Zeitschriften und Sterbeanzeigen eher entlocken als den offiziellen Verlautbarungen der Gesellschaft, „denn die Welt selber hat sich ein ‚Photographiergesicht‘ zugelegt“. Der Architekt, Journalist und marxistische Gesellschaftstheoretiker entfaltet eine Ideologiekritik, die durchschauen will, indem sie die opaken Phänomene zunächst einmal anschaut: In der ethnographischen Milieu-Studie „Die Angestellten“ (1930) beleuchtet Kracauer so die Kultur des White-collar Proletariats; im „Ornament der Masse“ (1927) erblickt er anhand von Tanzformationen der Tiller Girls einen bewusstlosen Ausdruck der Massenkultur, in der der organische Körper analog zur kapitalistischen Produktionsweise zu bloßen Funktionen transformiert wird. Kracauers Texte, die zwischen literarischen und theoretischen Formen changieren, lassen sich dabei immer auch als Konstruktionen von Wirklichkeit verstehen, die über eine Kulturkritik hinaus Ansatzpunkte für materialästhetische Arbeitsweisen in der Kunst bereitstellen. So beansprucht sein Denken der Oberfläche, das mittels Mikrologie und Montage das Gewöhnliche der Ideologie zu entreißen sucht, ebenso eine Rettung der Phänomene. Ein unbewusster Zugang zur äußeren Wirklichkeit könnte gerade dort produktiv werden, wo die Entfremdung als „ein destruktives Verhalten“ forciert wird. Als Pendant zum epistemischen Standpunkt der Exterritorialität, dem sich Kracauer, auch aus seiner jüdischen Erfahrung heraus zeitlebens verschrieben hat, wäre die Kamera zu verstehen. Ihre Fotografie bringt Oberflächen hervor, mit denen die Phänomene ihrer bekannten Ordnung entrückt und neu zusammengesetzt werden können. Auch die Leinwand oder der Screen ist eine Oberfläche, die ein solches Sich-Zeigen gewährt. Das Kino wird so zur Denkfigur eines „Vorraums der Geschichte“, die die missachteten Dinge und Subjekte in eine Schwebe versetzt. Im Seminar soll Kracauers eigenständiges Kritikmodell herausgearbeitet werden, auch mit Seitenblicken auf Autoren wie Adorno, Benjamin, Bloch, Buber und Rosenzweig. Mit einem ästhetisch-theoretischen Anspruch soll Kracauer für gegenwärtige technisch-reproduktive Verfahren in der Kunst befragt werden. Die Aktualität seines Denkens werden wir daher auch anhand zeitgenössischer künstlerischer Arbeiten diskutieren, insbesondere experimenteller und dokumentarischer Film- und Videoarbeiten, u.a. Phil Collins‘ „marxism today (prologue)“ (2010).  Alle Texte werden zu Beginn des Semesters digital bereitgestellt.

 

 

Kunst, Revolution und Münchner Räterepubliken 1918/19

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

Beo Tomek

Seminar

Donnerstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 25.4.

Raum: E.O2.29

 

Am 8. November 1918 ruft Kurt Eisner den „Freistaat Baiern“ aus, der König Ludwig III. wird abgesetzt. Nach Eisners Ermordung durch einen nationalistischen Monarchisten am 21. Februar 1919 folgen im April 1919 zwei Münchner Räterepubliken. Innerhalb dieser organisiert sich ein „Aktionsausschuss bildender Künstler“, der nichts geringeres als die komplette Erneuerung der Kunsterziehung anstrebt und kurzerhand alle Professoren der Akademie der bildenden Künste suspendiert. Mit der brutalen Niederschlagung der Räterepublik durch nationalistische Freikorps, denen unter anderem spätere Nationalsozialisten wie Heinrich Himmler und Rudolf Heß angehören, endet die zweite Münchner Räterepublik am 27. April 1919.

In dem Seminar wollen wir uns dieser ereignisreichen Phase annähern und hierbei speziell das Wirken der Künstler*innen in den Blick nehmen, die sich im „Aktionsausschuss“ engagierten. Die von konservativer Seite unter anderem als „Expressionisten“ diffamierten bildeten keineswegs eine homogene Gruppe und hatten in der Zeit nach der Niederschlagung der Räterepublik völlig unterschiedliche Karrieren.

Wir werden diese Annäherung durch eine Stadtführung mit Max Zeidler, der Besprechung von Texten von u.a. Kurt Eisner, Rosa Luxemburg und Oskar Maria Graf mit dem Journalisten und Autoren Peter Bierl, einem Filmscreening („Es geht durch die Welt ein Geflüster - Zeitzeug*innen der Revolution & Räterepublik in München berichten“) mit der Filmemacherin Uli Bez und die Besichtigung und Besprechung von Kunstwerken aus dieser Zeit mit dem Kunsthistoriker Justin Hoffmann vornehmen.

 

 

Ästhetiken des Mülls

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenzo Gineprini, M.A.

Blockseminar

Termine:

3.5. 14:00–16:00 Uhr (Einführung per Zoom)

4.7. 10:00–18:00 Uhr

5.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.ZG.04 (04.07.), E.EG.28 (05.07.)

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Donnerwetter, war das schön!", schreibt Vincent Van Gogh im Jahr 1883 in einem Brief an seinen Kollegen und Freund Anthon van Rappard. Van Goghs Begeisterung wurde weder von einem Sonnenblumenfeld noch von einer Sternennacht geweckt, sondern von einer Mülldeponie. Ob es sich um ekelerregende Körperausscheidungen oder um anonyme Reste des Alltags handelt, ob um riesige amorphe Müllberge oder um Mikroplastik und Feinstaub – kaum ein Material hat in der Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts so viel Aufmerksamkeit erhalten wie der Müll. Das Seminar beabsichtigt in einer ersten Phase, die Gründe für diese Faszination zu rekonstruieren und einige künstlerische Techniken und Herangehensweisen an dieses Material zu ermitteln. In einer zweiten theoretischen Phase liegt der Fokus auf der Ästhetik des Mülls im Anthropozän. Die Spuren des Abfalls zu verfolgen hat sich in den letzten Jahrzehnten als ästhetische Strategie verbreitet, um die ökologischen Folgen kapitalistischer Produktions- und Wirtschaftsweisen zu untersuchen und sinnlich erfahrbar zu machen. In der letzten, praktischeren Phase werden die Studierenden ermutigt, Kunstwerke und Installationen mit und aus Müll vorzustellen, die für sie bedeutsam und inspirierend sind. Gleichzeitig werden die Studierenden einen möglichen Zugang zum Müll für ihre eigene künstlerische Praxis erkunden.

 

English

Aesthetics of Waste

 

"Gosh, that was beautiful!" wrote Vincent Van Gogh in a letter to his colleague and friend Anthon van Rappard in 1883. Van Gogh's enthusiasm was awakened neither by a field of sunflowers nor by a starry night, but by a rubbish tip. Whether it is disgusting bodily excretions or anonymous remnants of everyday life, whether it is huge amorphous piles of rubbish or microplastics and fine dust - hardly any other material has received as much attention in the history of art in the 20th and 21st centuries as waste.

In a first phase, the seminar aims to reconstruct the reasons for this fascination and to identify some artistic techniques and approaches to this material. In a second theoretical phase, the focus shift towards the aesthetics of waste in the Anthropocene. In recent decades, following the traces of waste has become a widespread aesthetic strategy for investigating the ecological consequences of capitalist modes of production and economy, thereby making them tangible to the senses. In the final, more practical phase, students are encouraged to present artworks and installations with and made of waste that are meaningful and inspiring to them. At the same time, students will explore a possible approach to waste for their own artistic practice.

 

 

Close Readings. Briefe in der Kunst.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Isabel Mehl

Blockseminar

Termine:

24.5. 10:00–11:00 Uhr (Einführung per Zoom)

3.6. 10:00–18:00 Uhr

4.6. 10:00–18:00 Uhr

5.6. 10:00–18:00 Uhr

Raum: A.EG.01

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Schon vor Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Briefeschreiben als „weibliches Genre“ betrachtet – der Brief von Frauen untereinander als Gossip, der Brief an Frauen als Liebesbrief vom Mann. Diese Vorstellung wurde seit Ende des 20. Jahrhunderts von feministischen Wissenschaftlerinnen dekonstruiert. Auf den ersten Blick spiegelt sich dieses stereotype Verständnis auch in der Kunst wider. Auf Postkarten in Museumsshops begegnet einem die in sich versunkene Briefleserin im sanften Licht am Fenster oder in der sie dekorativ rahmenden Natur. Es sind Darstellungen von Briefleserinnen aus dem Blickwinkel des Künstlers. Aber wie haben sich Künstlerinnen mit dem Briefmotiv beschäftigt? Welche Briefleserinnen begegnen uns hier und in welchen Szenen wird gelesen? Wie setzen sich Künstlerinnen mit der Briefform auseinander?

Lotte Laserstein malt während ihres schwedischen Exils ihr Modell Margarete Jaraczewski in „Weiblicher Rückenakt“ (1956) beim Lesen eines Briefes. Allerdings bleibt der Text für die Betrachtenden im Verborgenen, der Brief ist als weiße Fläche mit groben Pinselstrichen markiert. In „News from Home“ (1976) zeigt die Filmemacherin Chantal Akerman ihre Sicht auf die Stadt New York während sie aus dem Off Briefe ihrer Mutter vorliest. In „I Love Dick“ (1997) eignet sich die Autorin Chris Kraus den Briefroman für ihre vielschichtigen, in weiten Teilen selbstreflexiven Überlegungen, die von Sex über Kunst bis hin zu philosophischen Reflexionen reichen, an. In dem Gemälde „From Success to Obscurity“ (2004) zeigt Nicole Eisenman den Marvel-Comic-Helden The Thing beim Lesen eines Briefes, der an „Dear Obscurity“ adressiert ist…

Neben der motivischen Verwendung, soll die Briefform in der Kunstkritik sowie in Literatur und Film schlaglichtartig beleuchtet werden. Im Seminar werden wir mit Schreibpraktiken experimentieren, um den Werken zu begegnen.

„Dearest Gwen, I know this letter to you is an artifice. I know you are dead and that I’m alive and that no usual communication is possible between us but, as my mother used to say, ‘Time is a strange substance’ and who knows really, with our time-bound comprehension of the world, whether there might be some channel by which we can speak to each other, if we only knew how.“ – Celia Paul: Letters to Gwen John, 2022

 

English

Close Readings. The Letter in the Arts

 

Even before the beginning of the 18th century, letter writing was seen as a "female genre" – where letters from women to each other were read as gossip, letters to women as love letters from men. This idea has been deconstructed by feminist scholars since the end of the 20th century. At first glance, this stereotypical understanding is also reflected in art. On postcards in museum shops, one encounters the introverted letter reader in the soft light at the window or in the nature that decoratively frames her. These are depictions of women reading letters from the artist's point of view. But how did female artists deal with the motif of letters? Which letter readers do we encounter here and in which scenes are they reading? How do artists deal with the letter form?

During her exile in Sweden, Lotte Laserstein paints her model Margarete Jaraczewski reading a letter in "Weiblicher Rückenakt" (1956). However, the text remains hidden from the viewer; the letter is marked as a white surface with rough brushstrokes. In "News from Home" (1976), filmmaker Chantal Akerman shows her view of the city of New York while reading her mother's letters off-screen. In "I Love Dick" (1997), author Chris Kraus appropriates the epistolary novel for her multi-layered, largely self-reflective musings, which range from sex to art to philosophical reflections. In the painting "From Success to Obscurity" (2004), Nicole Eisenman shows the Marvel comic hero “The Thing” reading a letter addressed to "Dear Obscurity"...

In addition to the motivic use, the letter form in art criticism as well as in literature and film will be highlighted. In the seminar we will experiment with writing practices in order to encounter the works.

„Dearest Gwen, I know this letter to you is an artifice. I know you are dead and that I’m alive and that no usual communication is possible between us but, as my mother used to say, ‘Time is a strange substance’ and who knows really, with our time-bound comprehension of the world, whether there might be some channel by which we can speak to each other, if we only knew how.“ – Celia Paul: Letters to Gwen John, 2022

 

 

The contemporary now: the artwork in volatile times

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Jonathan Stafford

Blockseminar (englisch)

Termine:

25.4. 14.00–15.00 Uhr (Einführung via Zoom)

16.5. 10.00–18.00 Uhr

17.5. 10.00–20.00 Uhr

18.5. 10.00–18.00 Uhr

Raum: A.EG.01 (16.05., 18.05.), E.EG.28 (17.05.)

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The artwork has a special relationship with temporality: art has been, at various times, modern, postmodern, contemporary. These designations, however, refer not merely to art which is produced in the present historical moment, but signify complex relationships with the temporal character of the present. Particularly, they have recourse to assumptions regarding the ‘timeliness’ of art, that (if it is successful), it gives voice to the spirit of the age in which it is produced. Furthermore, the artwork is always necessarily concerned not just with the present, but also with the legacies of the past, of artistic tradition, and points towards different possible futures - the term avant-garde, for instance, with its allusions to progress and the new, has a distinctly temporal flavour.

Reflecting on these concerns, this seminar seeks to complicate the category of contemporary art, suggesting that we develop an expansive understanding of art’s ‘contemporariness’, one which foregrounds the artwork’s usefulness as a means for engaging with the fractured - and fractious - temporalities of our times. We live in an era characterised by a succession of temporal ruptures or crises, in which sometimes wildly heterogeneous temporal and historical registers collide. The seminar will thus explore, through the lens of the artwork, the diverse temporal concerns which characterise our historical present, such as: the notion of progress; the end (and return) of history; temporal acceleration; the anthropocene and climate catastrophe; and ‘late’ capitalism. Readings and activities will invite reflection on artistic practices in light of the complex temporal terrain of the contemporary. They will also consider art’s temporalities in historical context, exploring the pasts, presents and futures of art. As contemporary capitalism loads the future with its manifold crises, and the present becomes saturated with the ghosts of the past, modernity’s miscarried promises, the artwork offers a unique means for articulating the horizon of historical possibility.

 


Produzieren und Produzierenlassen. Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

17.6. 10:00–18:00 Uhr

24.6. 10:00–18:00 Uhr

1.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.EG.28

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„Jedes Zeichen bzw. jedes zum Aufbau eines künstlerischen Objekts verwendete Element [...] gehört abgrenzbaren und selektierbaren Repertoires an. [...] Der repertoiretheoretische Aspekt ist [...] der Ästhetik wesentlich.

– Max Bense, „Einführung in die informationstheoretische Ästhetik“ (1969)

 

„The display of any program or combination of programs can be selected quickly because of availability. This always exists“

– Richard Prince, „The 8-Track Photograph“ (1977)

 

„I feel like, lets give ourselves a little permission to think about what is original content“

– Satya Nadella, CEO Microsoft (2023)

 

Im Lichte der jüngsten Entwicklungen künstlicher Intelligenz und ihrer Produktion kreativer Inhalte (Text, Bild, Sound, bald Video; ChatGPT, DALL-E, Stable Diffusion, u. a.) scheinen sich neuerlich und vehement Fragen nach dem Status von Kreativität, Originalität und der, kulturellen wie rechtlichen, Stellung von Künstler*innen zu stellen. Droht die Ersetzung, Rationalisierung und vielleicht Entrechtung kreativer, schöpferischer Arbeit in der nächsten Welle technologischer Entwicklung, die nach den Blue Collar-Arbeiter*innen industrieller Fertigung auch die (nach der Pandemie) gerade erst wiederbelebten Büros und Studios der White Collar Akteure und Kreativen Industrien erreicht?

 

Allerdings musste nicht auf Maschinelles Lernen und KI gewartet werden, um die Vorstellungen von menschlicher spontaner Kreativität und Schöpfung unter Druck zu setzen. Es gibt eine lange Vorgeschichte der Externalisierung von „Kreativität“ und künstlerischer Produktion. Raymond Roussel, Referenzfigur moderner wie postmoderner Ästhetik, legte 1935 in Comment jai écrit certains de mes livres (Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe) dar, dass sein Schreiben auf (sprach)technischen Verfahren beruhte: die „eingeschlossene Sonne“ (M. Foucault) seiner künstlerischen Produktion sollte gerade in anonymen, nicht-expressiven Operationen zum Scheinen kommen. Der Surrealismus schloss hieran an mit seinem Konzept der „écriture automatique“ (automatisches Schreiben). Duchamps Ready-made und seine neo-avantgardistischen Wiederaufnahmen verschieben das Kunst-Objekt ins Außen vorgefundener Repertoires und Combines (Rauschenberg). Walter Benjamin sah, zumal in Fotografie und Film, technische Reproduktion dergestalt am Werk, dass sie Hand anlegte an einen tradierten Werk-Begriff, und stellte dem exemplarischen Magier-Maler beispielhaft den Kameramann gegenüber als Operateur (wie der Chirurg) am technischen Gerät. Seit 1960 setzt die französisch-internationale Gruppe OuLiPo (R. Queneau, G. Perec, u. a.) ihrem Schreiben Vorgaben und Zwänge (man könnte auch sagen: prompts), die unvermittelte Spontaneität unterbinden und es stattdessen forciert formatieren sollen. Max Bense verstand in seiner informationstheoretischen, generativen Ästhetik seit den 1950er Jahren die Elemente einer künstlerischen Produktion als selektierte Einheiten eines vorhandenen Repertoires. Richard Prince bringt in den 70ern Konzepte der Pictures Generation auf den medienhistorischen Punkt, wenn er angesichts der Exposition gegenüber massenmedialen Inhalten eine „prior availability“ des Materials unterstellt. Post-Studio Art (J. Baldessari, L. Alloway, D. Buren) verlässt zu Beginn der 70er den Schutzraum institutionell wie gattungsmäßig eingehegter Kunst und exponiert sich einer Cloud-haften Diversität kultureller Kontexte. Donna Haraway schlägt in den 10er Jahren ein kompostorisches Produzieren vor, das gegebene Geschichten diverser Arten und Akteure kombiniert und hybridisiert. Und diese Liste ist gewiss unvollständig.

 

Das Generieren von Inhalten auf Basis maschinellen Lernens erscheint vor diesem Hintergrund kaum einfach als ein grober epochaler Bruch. Das wesentlich probabilistische Vorgehen (entlang antrainierter, gewichteter Wahrscheinlichkeiten) der Text- und Bildgeneratoren mag gerichtet sein auf eine durchaus problematische Effizienz in der Erzeugung von Evidenz und „Überredung“ der Nutzer*in angesichts der „erstaunlichen“ Resultate — tatsächlich scheint dieser Probabilismus, anstelle von „Expression, aber nahe am Interesse wesentlicher Stränge der Gegenwartskunst an kulturellen Formaten, Formatierungen, Rollen-Skripten und Genres — Probabilismus als Probe-Bohrungen in kulturellen Repertoires. Dabei sind die Werkzeuge und Produktionsmittel dieses Generierens nicht in der Intimität eines Künstler*innen-Studios beheimatet, sondern ausgelagert in eine unbestimmte Cloud, und ihr Funktionieren wird nicht „meisterlich“ beherrscht, sondern untersteht einem aus der Konzeptkunst bekannten Deskilling (L. Lippard) — im „kunstvoll“ effektiven Triggern der KI Maschinen des Prompt Engineering bleibt Schöpfung „genialisch“ nur in der Handreichung von Hilfsprogrammen wie Prompt Genius.

 

Das Seminar will danach fragen, wie die neue technologische Gestalt kreativer Produktivität zu bewerten ist — in Kontrast, aber auch in Kontinuität zu genuin künstlerischen, ästhetischen Tendenzen der Moderne und ihrer Nachfolge.